Weide

Weide
1Weide:
Der altgerm. Baumname mhd. wīde, ahd. wīda, mnd. wīde, engl. withy, schwed. vide ist eng verwandt mit griech. itéā »Weide«, lat. vitis »Ranke, Rebe«, apreuß. witwan »Weide« und russ. vitvina »Rute, Zweig«. Diese Wörter gehören zu der vielfach weitergebildeten und erweiterten idg. Wurzel *u̯ei-, *u̯ei̯ə- »biegen, winden, drehen«, vgl. z. B. aind. váyati »flicht, webt«, lat. viere »binden, flechten«, russ. vit' »winden«, vgl. auch griech. īris »Regenbogen« ( Iris).
Zu dieser Wurzel gehören auch die Wortgruppen von 2 weichen (eigentlich »ausbiegen, nachgeben«) und Wisch (eigentlich »‹zusammengedrehtes› Büschel«) sowie die unter Weib behandelten Wörter. – Die Weide ist also nach ihren biegsamen, zum Flechten dienenden Zweigen benannt.
2Weide
»Grasland«: Mhd. weide, ahd. weida »Jagd, Fischfang, Nahrungserwerb; Futter, Speise; Weideplatz; Unternehmung, Fahrt, Tagereise, Weg«, niederl. weide »Grasland, Weideplatz«, aengl. wāđ »Jagd, Verfolgung; Unternehmung, Reise«, aisl. veiđr »Jagd« gehören mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen zu der idg. Wurzel *u̯ei-, *u̯ei̯ə- »auf Nahrungssuche, auf die Jagd gehen, nach etwas trachten«, vgl. z. B. aind. vē̓ti, váyati »verfolgt, strebt«, griech. híemai »eile, strebe, trachte, begehre« und die baltoslaw. Sippe von lit. výti »nachjagen, verfolgen«. Von »Weide« im Sinne von »Futter, Speise« geht Eingeweide aus (s. dort über »ausweiden« und »weidwund«). An »Weide« im Sinne von »Unternehmung, Fahrt, Tagereise, Weg, Mal« schließt sich der zweite Bestandteil von »anderweitig« (vgl. ander) an. Die alte Bedeutung »Jagd« bewahren z. B. die Zusammensetzungen weidgerecht »der Jagd und dem jagdlichen Brauchtum gemäß« (Ende des 18. Jh.s), Weidmann »weidgerechter Jäger« (mhd. weideman »Jäger; Fischer«), dazu weidmännisch (16. Jh.), Weidwerk »Jagd‹kunst›« (mhd. weidewerc »Jägerei; die zur Jagd gehörigen Tiere«). In der Jägersprache wird hier die Schreibung mit ai bevorzugt, obwohl diese Schreibung sprachgeschichtlich nicht begründet ist. Sie erklärt sich vermutlich daraus, dass die Schreibweise mit ai in einigen alten bayrischen und österreichischen Quellen vorkommt. – Abl.: weiden »auf die Weide führen, grasen lassen; hüten«, reflexiv »sich laben, sich erfreuen« (mhd. weiden, ahd. weidōn, daneben mhd. weidenen, ahd. weidanōn »jagen, Futter suchen; weiden«, vgl. niederl. weiden »grasen lassen, weiden«, aengl. wæ̅đan »wandern, streifen, jagen«, aisl. veiđa »jagen, erbeuten«). Zus.: Augenweide »was den Augen gefällt« (mhd. ougenweide, eigentlich »Speise, Labsal für die Augen«, beachte die Bildung »Ohrenschmaus«). Siehe auch den Artikel weidlich.

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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